News: Schriftzug: "Die ganze Welt bescheisst - lass uns doch ehrlich sein" auf einer Straßenwand mit den Schatten der Moderatoren

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Einigen als oder DJ (von Umse) bekannt, streicht Exzem nun wieder mal das „DJ“ vor seinem Pseudonym und bringt sein erstes Studioalbum auf den Markt. „Schreibmaschine“ heißt der 17 Tracks starke Langspieler und ist seit gestern offiziell zu haben. Inhaltlich stärker und in allen Belangen vielseitiger als die EP vom April – das ist ein Review wert…

Das Snippet zur Scheibe als Einstieg. So liest es sich sicher leichter, auch wenn das Snippet nur teilweise die Qualität der Platte zu Tage fördert…

Der Einstieg ins Album hätte nicht besser gewählt und gemacht werden können. „Meine Sache“ erklärt sich und den Grund für seine Platte auf einem Beat der nach vorne geht. Es wird klar, wohin die musikalische Reise geht und Fans von Samplebeats, Scratching und überlegten, echten Texten werden angefixt!

Die meisten (und auch stärksten) Tracks sind von Tunnelblick Music Kollege Dufsen produziert. Aber auch die anderen Produzenten (inkl. Exzem selbst) machen einen guten Job. Motownsamples, passende Beats und gekonnt eingestreute Zeilen von bekannten MCs aus Übersee (Promoe, Rakim, Guru, …) – so darf ein Album klingen. Es wurde auch viel probiert was die Instrumente angeht. So findet man eher HipHop untypisch Mundharmonika, Gitarre oder Bläser im Sound wieder – so werden Lieder schnell passend etwas rockiger oder bekommen einen Bluestouch.

Die Battletracks suchen generell ihres gleichen im deutschsprachigen Rap. An „Feststellungen“ kann man nichts aussetzen, so sehr man sucht. Bei „IQ-Rap“ hätte man sich manchmal eine noch etwas gesittetere Wortwahl gewünscht um das Thema noch etwas mehr zu unterstreichen. Worte wie broke, Ärsche, Holzkopf und Deppen passen nicht ganz – aber seit versichert, das ist Kritik auf hohem Niveau!

Tracks, die etwas aus der Reihe tanzen sind „Deine Freundin“ und „Hände Runter“. Wo der Erstgenannte Track noch mit lustigem Text auf einem eher seichten Beat daherkommt fällt das Anfreunden mit dem Zweitgenannten generell einfach schwer und erinnert eher an eine späte Freestylesession – soll heißen, im dem Moment sicher lustig gewesen, auf so einem ausgefeilten Album aber irgendwie fehl am Platz 😉

Was man sagen muss ist, dass die Gastfeatures perfekt zum jeweiligen (auch in eben genannten) Track passen! Als besonders gelungen kann man aber sicher „Night + Day“ mit Günna nennen. Sehr smooth kommt der Gast im zweiten Part und das passt einfach. Was auch schon fast als Gastfeature läuft ist die Textpassage von Sylvester Stallone aus Rocky VI in „Zweite Person“ – gefällt wie der ganze Track.

Im Gegensatz zur kostenlosen EP „The X​.​Files“ zeigt Exzem auf seinem Album was er alles liefern kann. Egal ob süffisante Battletexte, überraschendes Storytelling, Spaßrap, gefühlsechte Zeilen, oder einfach unbeschwert drauf auf den meist gut gemasterten Boom Bap Sound… das immer gekonnt und ehrlich. Mehr ist auf einer LP fast nicht möglich. Wenn er es nicht in „Genug Ist Genug“ gesagt hätte, man wäre auch so drauf gekommen, dass er an der Platte Jahre gearbeitet hat.

Am Text und an den Beats wurde also definitv gefeilt – am optischen Eindruck wohl eher nicht 😉 Am „Waldschrat“ (wie er es selbst bezeichnet) auf dem Cover scheiden sich die Geister – auch die Begründung, die Figur versinnbildliche „Exzems ursprüngliche und pragmatische Art Musik zu machen, die auf unnötige Schnörkel und Imagekampagnen verzichtet.“ hilft da nicht weiter. Kein Wunder, wenn er in „Schreibmaschine“ (übrigens die perfekten inhaltlichen Zusammenfassung der Platte) meint, dass er kein Bock hat auf Covergestaltung.

Fazit: Wenn im Pressetext 2 von 5 Absätze den Waldschrat erklären müssen, dann kann man diese Metapher wohl eher als gescheitert ansehen – zum Glück geht es hier aber um auditiven und nicht um den optischen Eindruck 😉 und im Gehörgang kann die Platte definitiv Punkten. Musikalisch nicht ganz ein einziger Durchhörer, dafür hat er für den ein oder anderen sicher in zu viele Richtungen experimentiert, aber eben fast! Dazu starke Texte die gekonnt serviert werden! Ein gelungenes Debüt, dem man einen Nachfolger auf diesem Level nicht erst wieder in vielen Jahren wünscht! Wenn ihr ’nach coolen Platten suchen noch cool‘ findet, dann habt ihr jetzt dazu die Möglichkeit! Checkt den Sound nochmals und bei gefallen: kauft die Platte (bis jetzt nur auf CD). Auf dass sich die Lücke schließt zwischen ihm und Ihnen (natürlich nur finanziell).

Offene Zeile an Exzem, Dna und Dufsen: Viel Erfolg mit dem Album – es hätte ihn verdient! Wir wünschen viel Spaß auf der Releaseparty heute Abend in Münster. Schick, dass Ihr Masta Ace und Co. als Support dabei habt 😉 Vorbereitet scheint ihr ja zu sein:

KOMMENTARE:

  1. Tunnelblick-Music Weblog (tunnelblickmusic.wordpress.com/2011/05/26/590)

    […] Feierabendbeatz […]

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