News: Schriftzug: "Die ganze Welt bescheisst - lass uns doch ehrlich sein" auf einer Straßenwand mit den Schatten der Moderatoren

„Ich rap nicht mehr“ ist Vergangenheit in jeder Hinsicht. Curse ist seit Ende Februar mit seinem 7. Studioalbum „Die Farbe von Wasser “ zurück im Hip-Hop-Zirkus. Viele Heads haben fast blind zugegriffen, was seine beste Chartplatzierung (Platz 2) als Neueinsteiger in den Charts erklärt. Die Erwartungen sind also hoch…

Aber grundsätzlich sind die Erwartungen immer hoch an ein Curse Album – am höchsten wahrscheinlich bei ihm selbst :D. Aber auch bei uns ist jede Neuankündigung seit „Feuerwasser“ (erstes Album auf derben Niveau) immer schon ein Feiertag gewesen – macht es nicht einfacher…

Curse hat seit seinem letzten Rap-Album viel gemacht – darum soll es hier auch gar nicht gehen (,wenn es aber interessiert, scrollt auf seinem Facebook Account weit nach unten) – und man merkt diese Einflüsse in fast jedem Track. Kopflastig und viel Egoperspektive hatten die Dinger schon immer, jetzt kommt noch viel Erfahrung und Erkenntnis dazu.

Ab geht’s… und man kann, glaube ich, ein Album nicht stärker Anfangen als mit den ersten 3 Tracks: „Wer weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt“, „Was du bist“ und „Bei mir“ sind dicke Dinger – textlich gewohnt tief, viele Passagen geben Zitate für die Ewigkeit her. Alles 5 Sterne Tracks, in denen der Mindener viel Selbstreflexion betreibt.

 

 

Danach von einem Abfall zu reden wäre völlig daneben, vielleicht einfach anders und weg von sich (Curse). Aber was gesagt/gerappt wird ist nach wie vor absolut hörenswert: Metaphern, Vergleiche oder einfach voll gepackt mit Sinn. Alles bringt die Hirnwindungen in Bewegung – mitdenken ist Pflicht. Was aber fast schon irritiert ist der erste Featuregast bei „Aufgeben“: Für die einen klingt das modern, was .fab mit verzerrter Stimme da abliefert – die anderen können sich das aber bestimmt auch ohne bestens vorstellen.

Was absolut nice ist, sind die musikalischen Übergänge und textlichen Zusammenhänge von „Aufgeben“, „Stell dir vor“ und „Manuskript“. Da kommt einem schon dieses ‚typisch Curse‘ in den Kopf. Zu Ende gedacht, viel gefeilt und abgeliefert. Punkt. Hammer.

„Manuskript“ muss man auch nochmal extra erwähnen. Samy und Kool Savas zusammen mit Curse auf einem Track – wer hätte das je gedacht. Sicher dementsprechend MÄCHTIG kommt der Track daher: heroischer Sound, schwere Worte und klingt einfach brachial monumental. Aber auch hier kann man  wieder geteilter Meinung sein. Das eine Lager schreit: „Endlich, Curse lässt los!“, die anderen Fragen sich: „Was soll mir dieser Track sagen?“. Irgendwie klingt es nach Stückwerk (,wenn auch viele Knallerzeilen für sich alleine dabei sind) und man vermisst dieses Durchdachte Ding, was die meisten seiner Tracks ausmacht. Vielleicht einfach zuviel gewollt? Richtig geklappt hat es leider nicht.

 

 

Alle, die das auch so sehen, werden mit „Paralleluniversen“ wieder eingefangen. Absoluter Kontrast zum vorherigen Track und Erinnerungen werden wach an das (teilweise ungeliebte) Vorgängeralbum „Uns“ – Curse als Künstler malt mit Text, Beat und Stimme – kein Ding zum abfeiern. Zuhören! Ein Track dieser Kategorie verträgt man gut und schadet dem Album nicht.

Die anschließenden 3 Tracks schon eher – meist zum Thema ‚Beziehung‘ wird hier der Refrain von Featuregästen übernommen. Auch Muso und Kaind klingen wie vorher schon .fab elektronisch und der ‚SingSang‘ ist irgendwie austauschbar. Dazu kommt vielleicht auch, dass es hier auch textlich etwas seicht wird. Hier gilt auch wieder: entweder man kann damit oder eben nicht und skipt die Dinger.

Aber nicht den Fehler machen, an „Goldregen“ vorbeizuhören. Der roughe boom bap Beat reißt mit und hat Wechsel die man automatisch zumindest mitnickt, die Hook übernimmt Curse wieder mit seiner Stimmgewalt selbst, der Text ist einfach aber hat Message. Nicht unbedingt der beste Track des Albums, aber eingängig und trotzdem auf allen Ebenen mit Niveau. Hip-Hop Herz was willst du mehr 😀

Das 15 Lieder umfassende Album endet mit „Bis wir uns wiedersehen“. Storytelling und Rap vom Feinsten – wer zuhört kann nicht aussteigen, auch wenn der einfache Beat zu klemmen scheint und .fab nochmal die Hook übernimmt (mit ganz viel ‚oh oh ooohhhh‘).

Dann ist Schluss. Die 52 Minuten gingen vorbei, wie 52 Minuten vorbei gehen wenn man Spaß hatte – schnell. Die Beats hauen einen nicht alle weg – was oft auch nicht notwendig ist, weil Curse einfach Platz braucht für seine Texte. Und die und seine Skills sind es, was mal wieder den Unterschied macht… man hat soviel gehört und weiß gleichzeitig, dass man soviel noch nicht gehört hat. Eigentlich ist man schon direkt heiß auf das zweite Mal.

Kurz: Fans des rappenden Curse, kommen an dem Album nicht vorbei. Alle anderen können es versuchen, aber es wird schwierig – weil man seinen (digitalen) Plattenschrank einfach zuviel gutes Zeug vorenthalten würde. Klare Kaufempfehlung!i!

Ihr habt hier Toti’s Meinung gelesen – und auch Oli’s ist da nicht ganz weit weg von 😉 Habt Ihr auch eine? Lasst uns wissen, wo ihr abweicht!

Edit: Jetzt auch hörbares Gelaber über Curse und sein Album in unserer Sendung Rosinenpicken mit Curse!

 

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