8. September 2010 – Geschätzte 150 Leute hatten am Mittwoch Abend in Stuttgarts Innenstadt Bock auf OldSchool Sound aus Long Beach, Kalifornien. Andy, Dizzy und Young Einstein a.k.a. Ugly Duckling drehten die Zeit 15 Jahre zurück und zeigten was mit 2 Plattenspielern und 2 Mics möglich war und ist…
Die hässlichen Entlein von der Pazifikküste waren bereits 2003 in Stuttgarts Umgebung (damals noch als Vorgruppe der Jungle Brothers). Diesmal kamen sie alleine und suchten sich dafür auch eine deutlich kleinere Location aus. Der Club Schocken ist zwar zweistöckig, aber platzmmäßig doch eher etwas knapp bemessen. Aber die chillige Atmosphäre hier passte natürlich zu den 3 Jungs aus Kalifornien.
Apropos die 3 Jungs?! Nach dem Einlass um 20:30 Uhr war bis 22:15 Uhr die Bühne leer, obwohl das Konzert auf 21 Uhr angesetzt war. Nur Einstein war zu sehen, da er in dieser Zeit den kleinen Merchandise-Stand mit wenigen Artikeln bestückte und sich dabei aber über jeden Plausch freute. Besser wäre es aber gewesen, er hätte sich vorab schon mal seinen Turntabels gewidmet, denn was im Schocken bis zum Konzert lief war zwar OldSchool, aber definitiv kein HipHop.
Der Club füllte sich langsam aber sicher. Es wurde voll, aber Bewegungsfreiheit war noch vorhanden. Das Publikum gehörte schon zur Sparte um die 30 Jahre. Also doch deutlich älter, als das was man sonst meist auf HipHop Konzerten antrifft. Grundsätzlich konnte man es in zwei Lager teilen, echte HipHop Fans und Leute, die einfach mal Ugly Duckling checken wollten. Der Preis von nur 16 Euro an der Abendkasse lud ja geradezu dazu ein…
Um viertel nach 10 machte sich Yudees DJ aber dann doch endlich auf zu seinem Gerät. Schnell eine Schürze umgebunden und die Kopfhörer auf die Ohren. Nach einigen „Aufwärmübungen“ (die ihm sichtlich zu gefallen schienen) switchte der Soundman auf Einstein. Nach wenigen gekonnten Cuts kam auch Andy auf den kleinen Stage und hieß die Leute willkommen. Dizzy folgte wenig später. Völlig ohne Starallüren stellten sie sich vor und wollten wissen ob die Leute Bock auf Ihren Sound hatten. Obwohl die Stimmung noch nicht überschwänglich war und sich einige von der Bar lösen mussten, die Jungs hatten Bock auf ihr Zeug und legten los.
Sie spielten Tracks von allen Alben. Alte Sachen, neue Sachen, ganz egal. Alles war unverkennbar Ugly Duckling. DJ und MCs in perfekter Symbiose. Jeder Kraz von Einstein traf perfekt, egal ob er den Reim der MCs vervollständigte oder den Übergang zur Hookline fadete. Young Einstein ist ein Meister seines Faches und das wurde mit vielen „go Einstein“-Rufen auch gewürdigt. Die beiden MCs flogen gekonnt über ihre Rappassagen und ergänzten sich traumhaft sicher. Beeindruckend, wenn man nicht gerade am abfeiern ist 😉
Natürlich spulten die beiden Frontmänner der alten Schule (seit 1993 ist UD aktiv) nicht nur ihr Programm herunter. Zwischen den Tracks gab es immer etwas zu labern. Auch mit dem Publikum. Ob Andy dabei in selbigem verschwand, Dizzy Leute auf die Bühne holte oder Einstein sich feiern lässt, wenn er seine übertrieben große Goldkette hervorkramt… egal, irgendwas passierte immer zwischen den Liedern als Einleitung für den kommenden Track.
Beispielsweise suchten sie eine Lady, die sie beide mit ihren Rhymes anflirten konnten. Gefunden haben sie „Ganja“ (oder so ähnlich, die Dame möge uns verzeihen) – Der Name war ein gefundenes Fressen, Andy meinte „I try to legalize her“, und versuchte sie mit deutschen Sätzen zu beeindrucken. Dizzy nahm etwas mehr Tuchfühlung auf und rappte so sweet er konnte… Ein Spaß, als sich das Mädchen hinterher, trotz der Anstrengungen der MCs, sich für den DJ entschied 😀
Auch nice – als sie einen weiteren MC suchten, der sich traute mit ihnen zu performen: Ein Schweizer Eidgenosse (so vermuten wir, da weder die Ugly Duckling Jungs noch die Menge etwas verstand) kam zu einer kleinen Open Mic Session mit den Kaliforniern. Seine Hook „Ugly Duckling rock the house“ werden die Drei bestimmt auf dem neuen Album verwenden, kündigte Andy an 😉
Das Publikum erwies sich als würdig für die Kalifornier. Bei der Aufzählung der HipHop Helden aus der Vergangenheit bekam überraschend LL Cool J für sein Sell Out vom Publikum die rote Karte und auch ansonsten waren echte Fans dabei, die jede Hook und viele Verse aus dem FF beherrschten oder auch den ein oder anderen Track feierten, indem sie ihn fast komplett durch sprangen.
Nach einer knappen Stunde verschwanden die Jungs durch die Menge. Das Publikum aber trieb sie schnell wieder zurück auf die Bühne. Zum Glück kamen wir noch in den Genuss von ein paar Liedern, die aber eher medleymäßig aufgebaut waren. Die kurze Aneinandereihung von Tracks brachte aber noch mal ordentlich Stimmung und die ohnehin nicht allzu lange Zugabe verging so viel zu schnell!
Zu einer zweiten Zugabe kam es leider nicht mehr – die Leute machten einfach zu wenig Lärm, obwohl es Ugly Duckling verdient hätte! So fand das Konzert schon nach etwa 1:15Stunden sein Ende. Damn, wir hätten gerne noch mit den Jungs etwas gerockt… Die drei Kalifornier gaben sich nach dem Konzert sehr publikumsnah. Die beiden MCs suchten das Gespräch in der Menge während der DJ wieder zu seinem kleinen Verkaufsstand (es gab nur vier verschiedene Shirts und eine „Best Of“-CD) ging und gut gelaunt noch fleißig Autogramme auf die verkauften Sachen gab…
Fazit: Yudee sind einfach Jungs, die Spass haben am OldSchool HipHop. Das merkt man einfach die ganze Zeit. Die Menge wird automatisch von den drei sympathischen hässlichen Entlein mitgerissen. Einfach ein Genuss, die Lockerheit, mit der die drei die typischen HipHop Vorurteile vergessen lassen. Kein Gepose und kein übertriebenes Gangster Gehabe, stattdessen Plastikuhr und übertriebene Goldkette. „We hope you enjoy the music because, for us, that´s all that matters“, so steht es hinten auf ihrem Plattencover, und das merkt man einfach. Wer die Möglichkeit hat, unbedingt live erleben. Hinterher liebst du diesen OldSchool Sound und schreist „I won´t let it die“, versprochen 😉